Der "krumme Hof"

Um die Geschichte des Pälkenhofs besser zu verstehen, ist es wichtig, zunächst etwas auszuholen, und über den "krummen Hof" zu berichten:

Imkermeister Ralf Schmidt hat einen alten Hof, ein unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus von 1797, zum attraktiven Wohnhaus umgebaut. Den "krummen Hof", ein klassisches niederdeutsches Hallenhaus, restaurierte er mit viel Liebe und Sachverstand. Dort wo einst Pferde und Hühner untergebracht waren, entstanden wohnliche Räumlichkeiten, die modern, aber ausschließlich mit Naturmaterialien restauriert und umgebaut wurden. Darauf legte Ralf Schmidt besonderen Wert.

Für die Renovierung musste das Haus, ein Vierständerbau, komplett freigelegt werden, denn viele Hölzer - insbesondere im Außenbereich - waren morsch und mussten ersetzt werden. Außerdem versteckte sich das Fachwerk des Hauses unter einer in die Jahre gekommenen Verkleidung, die ebenfalls komplett entfernt werden musste. Dachflächenfenster wurden eingebaut, der Fußboden ist ein einziges Mosaik in Fischgrätmuster aus zahlreichen Natursteinen, den sogenannten "Picksteinen" - Fußbodenheizung inklusive. Wände wurden nach alter Baumethode mit Lehm verputzt und Trennwände ganz originell aus den alten steinernen Futtertrögen der Tiere eingelassen. Das alte Dehlentor - ein Highlight des Baus: vollständig verglast ist es nun Zugang zum Wohnraum. Über ihm prangt noch immer die Inschrift: "WER TÄGLICH GEHET DURCH DIE THÜRE, DER SOLL GEDENKEN FÜR UND FÜR, DAS UNSER HEILAND JESUS CHRIST DIE RECHTE THÜR ZUM LEBEN IST - Sölde, den 12. May Ano 1797".

Das Gebäude hat nichts von seinem alten Charme verloren und glänzt trotzdem im neuen Glanz: Aus den Balken lugen noch die alten Eichenzapfen - Originaltreue war das A und O bei der Renovierung. Immer mit dem notwendigen Feingefühl - und so sind es die vielen Details, welche dem Betrachter ins Auge fallen:Kronleuchter, hölzerne Nägel, alte Eichentüren - ein gelungenes Gesamtkonzept, auf welches der Hausbesitzer besonders stolz ist.

Auch den Garten gestaltete Ralf Schmidt zu einem altmodischen, aber schönen Bauerngarten, der zwar nicht ganz dem System eines alten Bauerngartens folgt, sich aber grob daran orientiert. Hier pflegt er alte Gemüse- und Obstsorten und hin und wieder kann man beobachten, wie sich eines seiner Hoftiere in diese Idylle verirrt.

Die Entdeckung des Pälkenhofs

Noch bevor Ralf Schmidt den Krummen Hof erwerben konnte, interessierte ihn schon der "Pälken Erbhof", erbaut im Jahre 1799, also sogar 2 Jahre jünger als der Krumme Hof. Er wurde damals durch einen [-> Zeitungsbericht] auf den Pälkenhof aufmerksam. Der Aplerbecker Denkmalpfleger S. Liesenberg fürchtete, der Vandalismus am damals leerstehenden Pälkenhof am [-> historischen Standort] in Aplerbeck führe zu dessen Untergang. Dem Pälkenhof sah man seine bewegte Vergangenheit deutlich an: überall klafften Löcher in den Wänden, das Dach war undicht und einige Balken waren morsch.

Während Ralf Schmidt seinen Krummen Hof erstand und renovierte, verglich er ab und zu die Fortschritte am inzwischen verkauften Pälkenhof, was zeitweise recht deprimierend war, denn dort lief alles trotz des ehemals so schlechten Zustands viel schneller ab. Dies nahm jedoch eine tragische Wende, als zwei Mehrfamilienhäuser vor den Pälkenhof erbaut wurden. Ab diesem Zeitpunkt stockten alle Bauvorhaben am Pälkenhof. Imker Schmidt konnte inzwischen, nach 7 Jahren Bau- und Renovierungsarbeit, in den wieder aufgebauten und modernisierten Krummen Hof einziehen, während die Arbeiten am Pälkenhof komplett eingestellt worden waren.

Dabei gab es für den Pälkenhof eigentlich mehrere große Pläne: Zunächst kümmerte sich ein Architekturbüro um den Hof, [-> wollte diesen nach einem neuen selbstentwickelten und patentierten Verfahren wieder aufbauen.] Nach dem bereits angesprochenen Bankrott des Bauträgers durch den Bau von Eigentumswohnungen auf dem ehemaligen Hofgelände, musste dieses Vorhaben jedoch wieder aufgegeben werden und das Haus wurde schlussendlich zwangsversteigert. Imker Schmidt erfuhr von dieser Zwangsversteigerung über einen Zeitungsartikel. Bei der ersten Versteigerung wollte zunächst Niemand den Hof erwerben, bis dann das Bietlimit aufgehoben wurde. Schmidt konnte jedoch das Haus aufgrund seiner vielen Investitionen in den Krummen Hof nicht erwerben, weshalb der Hof an einen Bauunternehmer ging. Der neue Eigentümer wollte ein Mehrfamilienhaus daraus entstehen lassen und der Hof sollte komplett neu saniert werden. Leider konnten diese Pläne ebenfalls nie umgesetzt werden, da die Bausubstanz ein solches Vorhaben nicht zuließ. So wurde der Pälkenhof nur noch notdürftig instandgehalten und kleinere Arbeiten wurden hin und wieder durchgeführt. Zuletzt hoffte man sogar, der Pälkenhof komme aus dem Denkmalschutz heraus. Die Instandhaltungsarbeiten wurden zu teuer, aber es konnte kein Nutzen aus dem Gebäude gezogen werden.

Irgendwann nach dieser bewegten Geschichte war es dann soweit, dem Gebäude wurde der Denkmalschutz aberkannt und das Gebäude sollte endgültig abgerissen werden. Doch dem Vorhaben kam Ralf Schmidt zuvor und schützte das Gebäude, indem er umzog. Aber nicht er selbst zog um, sondern das ganze Gebäude wurde über einen kontrollierten Abbau demontiert und zu seinem neuen Bestimmungsort abtransportiert: direkt neben dem krummen Hof auf Ralf Schmidts Grundstück sollte das Haus wieder aufgebaut werden und so seine neue und endgültige Bestimmung finden. Translozierung nennt man diesen Vorgang in der Fachsprache, bei welchem ein ganzes Haus entweder in komplett aufgebautem Zustand umzieht, oder in Einzelteile zerlegt, abtransportiert und später wieder aufgebaut wird.

Die Nachforschungen über den Pälkenhof

Das es sich bei dem Hof um einen Zwillingshof handelt, wurde erst später bei der bautechnischen Untersuchung klar: Der Aplerbecker Pälken Erbhof glich dem krummen Hof fast zu 100%. Auch die Inschrift über dem Dehlentor ist nahezu identisch. So steht auf dem Pälkentor die Inschrift: "WER TEGLICH GEIT DURCH DIE THÜR DER SOL GEVEUREN FÜR UND FÜR DA UNSER HEILAND JESUS KRIST DIE RECHTE THÜR ZUM HIMMEL IST" Somit unterscheidet sich die Inschrift nur durch "Thür zum Leben / Thür zum Himmel". Das legt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem ehemaligen Erbauer um ein und dieselbe Zimmerei gehandelt haben muss.

Die Bauherren der zwei Höfe waren in beiden Fällen eingeheiratete Frauen, die den Familiennamen tradiert und den Hausbau veranlasst hatten. In Sölde war es Catrina Elsabena Gockmer (1748-1838), die zunächst in den Hof Krumme einheiratete und später in zweiter Ehe 1791 einen 13 Jahre jüngeren Johann Diederich Pellinghoff ehelichte, der den Nachnamen aus erster Ehe - Krumme, annahm.

Am Aplerbecker Haus ist Katrin Merriken Schulte Velling (1751-1830) als Bauherrin eingetragen, welche in den Pälckenhof einheiratete und nachdem sie zweifache Witwe wurde, das Haus 1799 errichten ließ. Höchstwahrscheinlich für den 1775 aus erster Ehe geborenen Christian Ludoph Pälcken, der den Hof erben sollte. Die Familie Pälcken war bekannt für landwirtschaftliche Beteiligung, war aber auch und insbesondere an der [-> Steinkohleförderung] beteiligt.

Auffallend am Bau ist noch die Tatsache, dass beide Höfe die exakt gleiche Breite aufweisen. Nur der Aplerbecker Hof ist im Wohnteil in der Länge um wenige Zentimeter reicher - genau um ein Gebinde. Auch der [-> Grundriss] ist nahezu identisch, jedoch an manchen Stellen spiegelverkehrt.

Lesen Sie weiter in Teil 2: Der Abbau


Fotos (c) RN - Peter Bandermann
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Letzte Aktualisierung: 25.6.2025